Elektronische Rechnung – ein Thema für Sieger?

Alle Welt spricht von Digitalisierung, dabei geht meist vergessen, dass nicht die grossen Würfe den Management-Alltag dominieren. So wie jeder VR gerne mehr Zeit für strategische Themen hätte, so wäre es als moderne Führungskraft toll, sich nur noch um die „Digitale Agenda“ kümmern zu müssen. Doch die Herausforderungen liegen meist auf der eher wenig attraktiven „hands on“ Ebene. Bestes Beispiel dazu ist die Elektronische Rechnung. Wer meint, dieses Thema sei erschöpfend abgehandelt, der liegt weit daneben. Aus unserer (Experten)-Sicht war das zwar eigentlich bereits Ende der Neunziger der Fall. Trotzdem erlebt die elektronische Rechnungsverarbeitung derzeit geradezu eine Hochblüte.

Was hat das mit dem Thema Information Governance? Sehr viel, denn es zeigt exemplarisch, wie lange eine Technologie braucht um

  1. In die Köpfe der Entscheider zu gelangen und
  2. im Unternehmen Fuss zu fassen und
  3. als Veränderung des Geschäftsmodells wahrgenommen zu werden!

Wieso hat es also solange gedauert? Die Antworten können nur erahnt werden. Es gibt allerdings ein paar harte Fakten dazu. Die Schweiz war Mitte der Neunziger Pionierin bei den Rechtsgrundlagen für die elektronische Rechnungsstellung, sowohl im Privat- wie auch öffentlichen Recht. Es gibt keine rechtlichen Hindernisse, welche die Umsetzung verunmöglicht hätten. Die Technologie war vorhanden, B2B Netzwerke und Standards existierten seit EDIFACT Zeiten und wurden mit dem Aufkommen des Internets zumindest für das Gros der Unternehmen erschwinglich. Der wirtschaftliche Nutzen kann ebenfalls nachgerechnet werden. Sicherheitsbedenken gibt es, doch auch dazu existieren Lösungen (z.B. Digitale Signatur, Blockchain).

Folglich gibt es eigentlich nur noch einen zentralen Grund für die späte Realisierung: Das Management hat sich nicht darum gekümmert, bzw. betrachtete es als unwichtig, oder als zu mühsam. Vor allem aber brachte es kaum vorzeigbare Lorbeeren ein.

Händeringend sucht die Führungsebene derzeit nach Digitalisierungs-Themen und beauftragt IT-Unternehmen „endlich etwas zu tun“. Dass dies die falsche Vorgehensweise ist, dürfte den meisten klar sein. Doch wo findet man gute Anwendungsfälle für die Digitalisierung? Wieso denn in die Ferne schweifen… Genau, hier landen wir wieder beim Thema Rechnungsverarbeitung! Statt die Kreditoren-Buchhaltung nach XY-Land auszulagern könnte man ja auch die Errungenschaften der Technik nutzen! Es gibt keine zusätzlichen Schnittstellen, die Kunden sind zufriedener und die internen Mitarbeiter fokussieren sich stärker auf die wertschöpfenden Tätigkeiten.

„Every Business is an Information Business“ bedeutet zu verstehen, dass der Wertschöpfungsfaktor Information real ist und nicht nur in den Köpfen von Big Data Protagonisten existiert. Das ist Teil einer gelebten Information Governance = AKTIVE FÜHRUNG VON INFORMATION. Diese muss auf allen Ebenen etabliert werden, vom VR bis zum kleinsten Mitarbeiter. Damit dies funktioniert, müssen Informationen umfassend bewirtschaftet werden und nicht nur im Rahmen von „Vorzeigeprojekten“. Die meisten Führungskräfte begreifen, dass sich ihre Geschäftsmodelle ändern werden. Das zu akzeptieren braucht allerdings mindestens 2-3 Manager Generationen (ca. 10-20 Jahre). Das deckt sich mit den Einleitungsbemerkungen zur Elektronischen Rechnungsstellung.

Was heisst das nun für die Praxis? Wenn der Finanzchef seinen Laden nicht digitalisieren will, dann muss die normative und strategische Führungsebene dafür sorgen, dass dies geschieht. Kleine und schnelle Projekte mit einem direkt spürbaren Resultat sind notwendig, damit jeder Mitarbeiter sieht: Hier gibt es Fortschritte!

Starten Sie mit der realen Digitalisierung und schaffen Sie endlich die Papierrechnung ab!

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