Am Juni 8. Juni 2016 findet die Tagung der „Information Security Society Switzerland“ zum Thema «Sichere elektronische Archivierung? Pflichten – Risiken – Anwendungen – Erfahrungen – Perspektiven» statt. Mein Vortrag wird sich mit dem Thema „Blockchain-Technologie als neuer Ansatz für das Records Management – Potential und Grenzen im Vergleich zur konventionellen elektronischen Archivierung“ beschäftigen.
Im folgenden Text wird in das Thema eingeführt. In einem weiteren Blogbeitrag nach dem 8 Juni werde ich über die Diskussionen der Tagung berichten.
Abstract: Insbesondere in der Finanzindustrie wird intensiv über den Einsatz von Blockchain-Technologie zur Speicherung und Archivierung von Transaktionen diskutiert. Mit dem Begriff Blockchain wird ein technisches Konzept bezeichnet, welches Daten nicht in einer zentralen Datenbank, sondern verteilt auf den Systemen der Nutzer mithilfe von kryptographischer Verfahren speichert. Verschiedene Studien (u.a. vom World Economic Forum) prognostizieren, dass diese neue Form der Datenspeicherung auch einen wesentlichen Einfluss auf eHealth und eGovernment haben wird. Erste Piloten zur Speicherung von geschäftsrelevanten Daten werden in 2016 durchgeführt. Der Vortrag zeigt die Potentiale und Einschränkungen dieser neuen Form der Datenspeicherung im Vergleich zur konventionellen elektronischen Archivierung auf.
In der Presse und im Internet findet sich eine Vielzahl von Erklärungsversuchen. Wir führen folgende Definitionen ein, um die Diskussion zu vereinfachen:
„Mit dem Begriff Blockchain wird ein technisches Konzept bezeichnet, welches Daten nicht in einer zentralen Datenbank, sondern verteilt auf den Systemen der Netzwerkteilnehmer mithilfe von kryptographischer Verfahren speichert.“
Je nach Konzept der Blockchain können in der Blockchain die geschäftsrelevanten Informationen selber gespeichert sein (wie z.B. Kontonummern) oder die Daten der Blockchain enthalten eine Referenz auf externe Daten, z.B. auf Daten mit hohem Speichervolumen, welche aufgrund der Grösse oder Vertraulichkeit nicht in der Blockchain gespeichert werden sollen.
In der Diskussion muss man die Begriffe (a) Blockchain-Plattform und (b) Blockchain Applikation unterscheiden:
„Als Blockchain Plattform wird eine Software- und Dienste-Infrastruktur bezeichnet, welche für unterschiedliche Einsatzfelder genutzt werden kann“.
Stand Mai 2016 sind insbesondere folgende Plattformen bekannt:
Neben diesen branchenübergreifenden Plattformen gibt es zahlreiche Branchen-Initiativen (insbesondere im Finanzbereich wie Digital Asset Holding und das R3 Konsortium) sowie neue Entwicklungsprojekte.
„Eine Blockchain Applikation kann entweder auf einer Blockchainplattform entwickelt und betrieben werden oder das Blockchainkonzept wird innerhalb einer Applikation eingesetzt. Eine Applikation hat immer ein konkretes Anwendungszenario“
Eine Vielzahl von Blockchainapplikationen und Entwicklungsprojekten wird in der Presse genannt von denen sich viele in der Startup-Phase befinden:
Die Konzepte von Blockchains basieren auf mehr als dreißig Jahren Forschung:
Insbesondere die Finanzindustrie hat ein reges Interesse an Blockchains:
Der Datensatz D1 wurde zum Zeitpunkt T1 vom Akteur mit der Identität I1 gespeichert. Zum späteren Zeitpunkt lässt sich durch kryptographische Verfahren nachweisen, ob Datensatz D1 verändert wurde. Der Datensatz D1 kann entweder in der Blockchain gespeichert sein oder in der Blockchain befindet sich der Hashwert und eine Referenz auf den Datensatz.
Der Datensatz D1 wurde zum Zeitpunkt T1 von der Identität I1 als Beweis/Urkunde/Evidenz für einen Sachverhalt gespeichert und kann von anderen Akteueren abgefraft werden. Durch zusätzliche Mechanismen der Blockchain (insbesondere durch die implementieren Konzepte für Vertrauen/Trust) wird sichergestellt, dass das Register in der Blockchain als vertrauenswürdiger Dienst, wie ein Grundbuchamt oder Heiratsregister, anerkannt wird. Für Unternehmen kann es aus regulatorischen Gründen notwendig sein bestimmte Daten/Dokumente direkt nach der Entstehung integritätsgeschützt zu speichern.
Die Marktteilnehmer (Verkäufer, Bank, Börse/Marktplatz, Käufer) nutzen die Blockchain um die Transaktionen zu dokumentieren und die Zahlungs- und Lieferungsprozesse zu koordinieren. Die Datensätze in der Blockchain können die für den Prozess relevanten Informationen enthalten (Verträge, Bestel-lungen/Orders, Zahlungsinformationen, Lieferinformationen). Während in traditionellen Handel jeder Akteur seine eigene Buchhaltung führt, greifen im Blockchainkonzept die Marktteilnehmer auf eine zentrale logische Buchhaltung in der Blockchain zu, welche dann verteilt auf den Systemen der Teilnehmer abgelegt wird. Zudem können die Zahlungsprozesse durch die Kryptowährung der Blockchain und die Vertragsprozesse durch „smart contracts“ unterstützt werden, d.h. Zahlung und automatisiete Ausführung von Vertragsklauseln.